Choreographie: Jai Gonzales
mit Yannis Adoniou, Talal Al-Muhanna, Benny Bartels, Bernhard
Fauser, Rolando Rocha, Nunzio Verdenero
Die Inszenierung "Jaywalk" stellte die Frage, inwieweit
der Mensch die Freiheit besitzt, Regeln, Vorschriften, Verboten
situationsbedingt zu begegnen und gegebenenfalls verantwortungsvoll zu
überschreiten oder gar zu brechen. Der zum Titel des Stücks gemachte Begriff
"Jaywalk" - dem Amerikanischen entliehen - kennzeichnet den Entschluß, bei
Rot die Fahrbahn zu überqueren. Anders als in Deutschland, wo dieser Schritt
eine Verkehrswidrigkeit darstellt, bleibt es in den USA jedem Einzelnen
überlassen, die Gefahr für sich und andere Verkehrsteilnehmer einzuschätzen und
gegebenenfalls auch bei Rot zu gehen. Die UnterwegsTheater Produktion stellte
die zunehmende Regularisierung und Reglementierung, das Sich-Verbergen hinter
hierarchischen Strukturen, den Rückzug ins Private und den Mangel an
konstruktiver Streitkultur im deutschen Alltag in den Mittelpunkt einer
szenischen Reflektion. Diese formierte sich aus exakten Bewegungsabläufen der
Performer und Tänzer, den Videobildern des New Yorkers Adolfo Doring und der
Komposition »JETS« von Hespos, die 1996 in Koproduktion mit dem Studio für
elektroakustische Musik der Akademie der Künste Berlin entstand.
Für das Bühnenbild bediente sich das UnterwegsTheater
ausgedienter Firmen-Buchstaben, die in ihrer Monumentalität metaphorisch für
das Gesetz, das geschriebene Wort, standen.